Rosmarin - Rosmarinus officinalis

Kräuter rund um die Geburt:
Rosmarin wärmt

Rosmarin gilt als Frauenpflanze. Er ist ein ausgezeichnetes Mittel für die Durchblutung des kleinen Beckens. Das wärmende Kraut ist für Frauen geeignet, die leicht frösteln, kalte Hände und Füße haben. Fruchtbarkeitssteigernd und mild aphrodisierend soll Rosmarin wirken und eine zu spärliche Menstruation in Fluss bringen. > Claudia Ritter

Als „Fürst der aromatischen Pflanzen“ wird der leicht harzig und kiefernähnlich riechende Rosmarinstrauch (Rosmarinus officinalis) manchmal auch bezeichnet. Das Kraut war einst Aphrodite, der griechischen Göttin der Liebe, der Schönheit und sinnlichen Begierde geweiht. Bereits seit der Antike hat es sowohl in der Mythologie als auch Heilkunde fast Kultstatus. Rosmarin begleitet die Menschen von der Geburt über die Hochzeit bis in den Tod.

Von Antonskraut bis Weihrauchwurz

Der Volksmund kennt noch weitere Namen wie Antonskraut, Brautkraut, Gedenkmein, Hochzeitsbleaml, Hochzeitskraut, Kid, Krankkrautblatt, Kranzenkraut, Marienkraut, Meertau, Rosmarein oder Röslimariechen. Über den Ursprung des Wortes Rosmarin ist man sich nicht einig. Die einen gehen vom griechischen „rhops myrínos“ aus, was so viel bedeutet wie wohlriechender oder balsamischer Strauch. Andere erklären die Namensherkunft aus den lateinischen Wörtern „ros“ für Tau und „mare“ für Meer – also: „Tau, der zum Meer gehört“. Dies weist auf die Herkunft in Küstengebieten hin.

Als Weihrauchkraut oder Weihrauchwurz wird Rosmarin auch gelegentlich bezeichnet. Die harzigen Stoffe und ätherischen Öle verströmen nicht nur einen Wohlgeruch, sondern desinfizieren gleichzeitig Kranken- oder Sterbezimmer.

Mythologie, Symbolik und Volksglauben

Die Symbolik der Pflanze ist mit ihrem Duft verbunden. Alle Teile wie Stängel, Blätter, Blüten und Wurzel verströmen den charakteristischen Duft. Wegen des belebenden Wohlgeruchs galt die Pflanze als Stärkungsmittel für das Gedächtnis, besonders für ein treues Gedenken in der Liebe und der Ehe (Beuchert 2004). Die Zeiten, als Hochzeitspaare und ihre Gäste einen Rosmarinzweig am Revers trugen, sind nicht so lange her. Und wenn sich dann der ersehnte Nachwuchs eingestellt hatte, half ein Zweiglein in der Wiege, den bösen Blick abzuwehren. Bei der Taufe hielt der Pate aus dem gleichen Grund einen Zweig des duftenden Krauts in der Hand.

Doch die Pflanze wurde auch im Totenkult verwendet: Die Ägypter gaben den Toten Rosmarinzweige in die Hände, um mit dem aromatischen Duft den unsterblichen Seelen die Reise ins Jenseits zu erleichtern; in Griechenland wand man Totenkränze aus dem „Kranzenkraut“.

Rosmarin und Thymian trug man auch in unserem Kulturkreis als Sträußchen gerne bei Begräbnissen und Prozessionen. Man hoffte, auf diese Weise gegen ansteckende Krankheiten gefeit zu sein. Und tatsächlich haben die ätherischen Öle antibakterielle und antivirale Eigenschaften. Während der großen Seuchen im Mittelalter wurde in den Hospitälern Rosmarin als Antiseptikum verbrannt und in den Kirchen diente das „Weihrauchkraut“ oder die „Weihrauchwurz“ als Räucherwerk.

Der gemeinsame Gedanke, der all diesen Bräuchen zugrunde liegt, ist wohl die Abwehr von bösen Geistern, Unheil und Krankheit mit Hilfe einer stark aromatischen Pflanze beim Übergang in eine neue Lebensphase, wie Geburt, Hochzeit und Tod. Auch gelten immergrüne Pflanzen als Symbol für immerwährende Lebenskraft und als Hoffnungszeichen auf Wiedergeburt.

Mit den Mönchen eingewandert

Wie viele andere Heil- und Würzpflanzen des Mittelmeerraums ist auch der Rosmarin mit Mönchen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten über die Alpen zu uns gekommen. Der mehrjährige, immergrüne Kleinstrauch mit den in Scheinquirlen angeordneten blass-blauen Blüten erreicht unter optimalen Bedingungen eine Wuchshöhe von bis zu eineinhalb Metern und gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Wildwachsend kommt er im Mittelmeerraum vor. Er bevorzugt warme, trockene und windgeschützte Standorte und ist nur bedingt winterhart. „Will wol gewartet sein – geht sonst bald ab über Winterzeit“, wusste bereits im 16. Jahrhundert der Mediziner und Botaniker Otto Brunfels.

Die immergrünen, etwa drei Zentimeter langen und bis zu vier Millimeter breiten Blätter erinnern an Tannennadeln. Typisch ist der nach unten eingerollte Blattrand. Die Oberseite der nadelförmigen Blätter ist dunkelgrün, auf der Unterseite wird ein heller Längsstreifen sichtbar. Die Blütenstände, der Blütenstiel und die Blattunterseite sind weißfilzig behaart. Eine botanische Seltenheit ist die frühe Blütezeit von März bis Mai, die, so der Chemiker Dr. Roger Kalbermatten, auf die „große innere Wärme“ der Pflanze zurückzuführen ist.

 

Inhaltsstoffe des Rosmarin

Rosmarin enthält ein bis drei Prozent ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Cineol, Campfer, Borneol, α-Pinen, Bornylacetat, Verbenon und Myrcen. Weiter bittere Diterpenphenole (unter anderem Carnosol und Rosmanol, Zimtsäurederviate (vor allem Rosmarinsäure), Flavonoide, Triterpene (Oleanolsäure, Ursolsäure), Sterole, Polysaccaride, Spuren von Salicylaten.

Im Gegensatz zu den leicht flüchtigen ätherischen Ölen handelt es sich bei den Diterpenphenolen, Zimtsäurederviaten, Flavonoiden, Triterpenen, Sterolen, Polysacchariden und Salicylaten um nichtflüchtige Komponenten.

Bitter schmeckende Diterpenphenole wie Carnosol und Rosmarol – nicht zu verwechseln mit der Rosmarinsäure – sind Stoffe mit antioxidativen und zellschützenden Eigenschaften. Grundsätzlich regen Bitterstoffe die Sekretion der Gallensäure und damit die Fettverdauung an. Gleichzeitig wirken sie appetitanregend.

Terpene sind überwiegend pflanzlichen Ursprungs, aber auch in Tieren und Mikroorganismen zu finden. Typischer Vertreter der Terpenklassen sind Monoterpene, Sesquiterterpene, Diterpene und etwa 1.700 bekannte Triterpene. Zwei dieser Triterpensäuren sind die Oleanolsäure und Ursolsäure. Im Tierversuch hemmten diese das Wachstum von Tumoren und wirkten auf die Zelldifferenzierung. Beide Stoffe erhöhen zudem die Sekretion von Gamma-Interferon. Dieses hat eine aktivierende Wirkung auf die großen Fresszellen, die Makrophagen. Damit dürften diese Stoffe als immunologische Tumorabwehrstoffe einzustufen sein.

Im deutschen Sprachraum werden die Begriffe Pflanzensterine, Pflanzensterole, Phytosterole und Phytosterine synonym gebraucht. Sterole sind sowohl im Tier- als auch Pflanzenreich zu finden. Das bekannteste tierische Sterol ist das Cholesterin. Jedoch gelten pflanzliche Sterole als Gegenspieler des Cholesterins, da diese die Cholesterinaufnahme im Darm hemmen.

Pektine sind pflanzliche Polysaccharide und kommen in vielen höheren Landpflanzen vor. Sie sind für den Menschen nicht verdaulich und gehören zu den Ballaststoffen. Kommt Pektin mit Wasser in Verbindung, entsteht eine gelartige Lösung mit einer großen Oberfläche und Kriechfähigkeit. An der Darmwand bildet sich somit eine mechanische Schutzschicht, so dass Bakteriengifte diese nicht mehr passieren können. Zum anderen ist diese Gelschicht in der Lage, selbst Bakteriengifte und Toxine an sich zu binden, die dann mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Schleimstoffe sind wasserlösliche Polysaccharide, die aus den Samenhüllen bestimmter Pflanzen stammen. Sie haben die Fähigkeit, Wasser und Giftstoffe zu binden und hochvisköse Lösungen zu bilden. Im Körper wirken diese Stoffe leicht abführend und cholesterinsenkend. Die oberflächenaktive Schutzschicht lindert bei gereizten Schleimhäuten des Magen-Darmtrakts und der Atemwege. Zudem wirken sie pH-neutralisierend und puffern so überschüssige Magensäure ab.

Salicylate sind Arzneistoffe mit entzündungshemmender, schmerzlindernder, fiebersenkender und entzündungshemmender Wirkung. Das bekannteste Salicylat ist die synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure (Aspirin®). In der Natur kommt der Wirkstoff in höherer Konzentration vor allem in Pflanzen vor, die auf feuchten Böden wachsen, wie Weide oder Mädesüß. Da Salicin erst im Darm mit Hilfe von Enzymen zur wirksamen Salicylsäure umgewandelt wird, dauert es bis zum Wirkungseintritt mehrere Stunden. Rosmarin enthält Spuren von Salicylaten.

Aphrodisierend und antimikrobiell

Obwohl die Pflanze aus dem Mittelmeerraum stammt, scheint Rosmarin in der antiken Medizin keine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Der bedeutendste Pharmakologe des Altertums, Pedanios Dioskurides, erwähnte Rosmarin nur beiläufig und beschrieb ihn als erwärmend und Mittel gegen die Gelbsucht.

Die medizinische Wirkung einer Heilpflanze beruhte im 16. Jahrhundert vor allem auf Beobachten und Intuition. Im Kräuterbuch des Berner Stadtarztes Otto Brunfels (1488–1534) heißt es wie folgt: Rosmarin stärkt das schwache Herz, fördert die Durchblutung, hilft bei Ohnmacht, wärmt die kalten Beine und hilft bei Schmerzen der Gebärmutter. Er beobachtete nicht nur die durchblutungsfördernde, sondern auch die krampflösenden Eigenschaften des Heilkrauts und somit auch jene Eigenschaften, die in der Neuzeit klinisch belegt wurden.

Einen etwas zweifelhaften Ruf hat Rosmarin in der Volksheilkunde wegen seiner abortiven Eigenschaften. Kräuter mit einer solchen Wirkung dienten von der Antike bis in die Neuzeit nicht nur zur Einleitung eines Schwangerschaftsabbruchs, sondern auch zur Verstärkung der Wehen, der Austreibung von Totgeburten oder als Emmenagoga zur Therapie von Menstruationsstörungen, um eine ausgebliebene Menstruation herbeizuführen oder eine zu schwache Blutung zu verstärken.

                Rosmarin und Thymian
                Wächst in unsrem Garten,
                Unser Annchen ist die Braut,
                Kann nicht länger warten.
                Roter Wein,
                Weißer Wein,
                Morgen soll die Hochzeit sein.

Kinderlied

Hinter diesem Kinderlied aus dem deutschsprachigen Raum verbirgt sich eine wichtige Information: Rosmarin und Thymian gelten volkskundlich als Aphrodisiaka und in höherer Dosierung als Verhütungs- oder Abtreibungsmittel. Mit dem Hinweis „roter Wein“, „weißer Wein“ geht es vermutlich um das rote Blut der Menstruation und den dünnen Zervixschleim um die Zeit des Eisprungs.

Die wärmenden und durchblutungsfördernden Rosmarinblätter wirken allgemein tonisierend auf das Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Sie wurden intensiv pharmakologisch untersucht. Es zeigte sich unter anderem eine verdauungsfördernde, appetitanregende, antimikrobielle, antivirale, krampflösende, antidiabetische, leberschützende, tumor- und entzündungshemmende Wirkung. Rosmarin unterstützt die Durchblutung der Herzkranzgefäße und damit die Herztätigkeit. Rosmarin gilt als durchblutungsförderndes und kreislaufanregendes Heilkraut. Sein Wesen ist es anzufeuern, Energie zu schenken und zu durchwärmen. Es gilt als offizielle Heilpflanze. Die innere Anwendung befürwortet auch die Kommission E (siehe DHZ 1/2013, Seite 49) bei Verdauungsstörungen und die äußere Anwendung zur unterstützenden Therapie bei rheumatischen Erkrankungen und Kreislaufbeschwerden.

Rosmarin rund um die Geburt

In der Naturheilkunde wird Rosmarin sowohl äußerlich als auch innerlich verwendet. Ein Teeaufguss, der beliebte Rosmarinwein, schnell wirkende Tinkturen, Badezusätze oder homöopathische Zubereitungen kommen neben reinen ätherischen Ölen als Therapeutikum in Frage. Von allen ätherischen Ölen ist Rosmarinöl am flüchtigsten.

Die Fruchtbarkeitssymbolik des Rosmarins ist in der belgischen Volksmythologie noch fest verankert: Während bei uns der Storch die Kinder bringt, holt man sie in Belgien aus einem Rosmarinstrauch. Traditionell wird das Kraut als Tee oder Tinktur auch bei Fluor albus (Weißfluss) und nervösen klimakterischen Problemen verwendet. Rosmarin ist nicht nur ein allgemein stärkendes Tonikum, sondern vor allem ein Frauentonikum, da er in der ersten Zyklushälfte die Follikelbildung in den Eierstöcken anregt. In der zweiten Zyklushälfte wirkt er eher menstruationsfördernd, weshalb die durchblutungsfördernde Wirkung der Pflanze zum Schwangerschaftsabbruch führen kann.

Gerade in akuteren Fällen der Geburtshilfe, wo keine „Notfallmedizin“ notwendig ist, können die anregenden ätherischen Öle oder ein Rosmarinbad segensreich wirken. Vor allem bei hypotonen und geschwächten Frauen kann ein belebendes Rosmarinbad während der Geburt helfen, sowohl den Geist zu erfrischen als auch die Durchblutung zu fördern. Als Gebärmuttertonikum kann ein Rosmarinbad zu schwache Wehen während der Geburt fördern oder bei Übertragung der Schwangerschaft erste Wehen anregen. Dabei sind keine Wehenstürme wie bei manchen Rhizinuscocktails zu erwarten. Wird das ätherische Öl auf die Haut gerieben, entwickelt sich eine intensive Erwärmung und leichte Rötung. Die Durchblutung des Beckens und des Uterus wird angeregt. Im Frühwochenbett können Einreibungen oder ein warmer Rosmarintee hypotone Frauen wieder in Schwung bringen.

Als Massagezusatz kann das sehr verdünnte ätherische Öl zur äußeren Anwendung auch bei Säuglingen verwendet werden, wenn sie unter Verstopfung leiden. Es wirkt krampflösend, wärmend und fördert die Durchblutung des Darms und die Peristaltik. Zwei bis drei Tropfen auf 25 Milliliter Massageöl genügen.

Rezepte und Präparate

Die Blätter des Rosmarins gibt es in der Apotheke. Sie werden über das ganze Jahr und vorzugsweise vor der Blütezeit geerntet und schnell getrocknet. Bei der Trocknung darf die Temperatur nicht über 35 Grad Celsius ansteigen, da sich sonst das ätherische Öl verflüchtigt.

Rosmarinwein zur Steigerung der sexuellen Lust und Fruchtbarkeit
Einige Zweige Rosmarin (etwa 20 Gramm) in einen Liter Weißwein geben. Gut verschlossen auf die sonnige Fensterbank stellen und etwa eine Woche durchziehen lassen. Gelegentlich vorsichtig schütteln und nach einer Woche durch ein Leinentuch abgießen. Täglich ein- bis zweimal ein Likörglas einnehmen.

Rosmarintinktur zur Steigerung der sexuellen Lust, Förderung des Eisprungs und der Menstruation
Rosmarinzweige oder getrocknete Rosmarinblätter im Verhältnis 1 : 5 in 70-prozentigem Alkohol zwei Wochen durchziehen lassen. Den Ansatz durch ein sauberes Tuch abseihen, die aufgefangenen Nadeln nochmals kräftig auswringen und in Braunglasflaschen abfüllen. Dreimal täglich 5 Tropfen in etwas warmem Wasser vor den Mahlzeiten. Die Tagesdosis beträgt 2,5 bis 7,5 Gramm.

Ätherisches Rosmarinöl zur Belebung des Geistes, bei Erschöpfung während der Geburt oder drohender Ohnmacht
Zwei Tropfen ätherisches Rosmarinöl in die Duftlampe oder auf ein Taschentuch geben und etwa 20 Zentimeter vor dem Gesicht fächern und inhalieren.

Vollbad zur Anregung der Wehentätigkeit
50 Gramm der Blätter auf einen Liter Wasser geben, kurz aufkochen, zugedeckt etwa 30 Minuten ziehen lassen. Abseihen und den Absud in das Vollbad geben. Alternativ: 10 bis 15 Tropfen des ätherischen Rosmarinöls mit drei Esslöffeln Sahne mischen und ins Badewasser geben. Die Badedauer ist in diesem Fall individuell anzupassen. Badetemperatur etwa ein bis zwei Grad über der Körpertemperatur.  

Fußbad zur Anregung der Wehentätigkeit
Zubereitung wie oben. Es genügen etwa 25 Gramm der Blätter beziehungsweise 5 bis 8 Tropfen des ätherischen Öls. Die belebende Wirkung ist etwas milder als beim Vollbad, kann aber bei fröstelnden oder sehr müden oder geschwächten Frauen durchaus hilfreich sein.

Ätherisches Rosmarinöl zur Anregung der Wehen
10 Tropfen reines ätherisches Rosmarinöl mit 50 Millilitern Basisöl mischen. Mit warmen Händen und in sanft kreisenden Bewegungen im Fundus und Kreuzbeinbereich einreiben.

Aufguss bei Hypotonie im Frühwochenbett und zur Förderung der Menstruation bei zu schwacher Blutung
Einen Teelöffel (etwa 2 Gramm) der fein geschnittenen Blätter mit etwa 150 Milliliter siedendem Wasser übergießen und zudecken. Nach etwa fünf bis zehn Minuten durch ein Teesieb geben. Etwa drei- bis viermal eine Tasse frisch bereiteten Aufguss warm zwischen den Mahlzeiten trinken. Je nach Vorliebe mit einem halben Teelöffel Honig süßen. Die Tagesdosis beträgt 4 bis 6 Gramm getrocknete Rosmarinblätter.

Ätherisches Rosmarinöl zur äußeren Anwendung bei Hypotonie im Frühwochenbett
Aus zehn Tropfen Rosmarinöl und 50 ml Basisisöl ein Rosmarin-Massageöl mischen. Als Einreibung der Beine vor dem Aufstehen verwenden. Nicht direkt auf Krampfadern einmassieren.

Ätherisches Rosmarinöl zur Verdauungsförderung bei Säuglingen
Zwei bis drei Tropfen ätherisches Rosmarinöl mit 25 Millilitern Massageöl (beispielsweise Mandelöl) mischen. Mit warmen Händen in rechts kreisenden Bewegungen auf das Bäuchlein einreiben. Der Nabel bleibt dabei ausgespart. Wie alle ätherischen Öle darf auch Rosmarinöl bei Säuglingen und Kleinkindern nicht innerlich und äußerlich nicht im Bereich des Gesichtes, speziell der Nase angewendet werden.

Wichtige Grundlagen der Aromatherapie für die Hebammenarbeit
  1. Auch in der Aromatherapie gilt: Qualität ist das A und O. Grundsätzlich sollten keine synthetischen oder „naturidentischen“ Öle verwendet werden.
  2. Bei Schwangeren, in der Geburtshilfe und Säuglingspflege nur Öle einsetzen, die rückstandskontrolliert sind. International wird derzeit daran gearbeitet, ein sinnvolles und gültiges Zertifizierungssystem für natürliche ätherische Öle einzuführen.
  3. Grundsätzlich sollten ätherische Öle während der ersten 14 bis 15 Schwangerschaftswochen nicht verwendet werden.
  4. Pfefferminzöl, Muskatellersalbei, Eukalyptusöl und campherhaltige Öle sollen nicht von Schwangeren, schwangeren Hebammen oder Therapeutinnen inhaliert oder angewandt werden.
  5. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten wegen der Gefahr eines Glottiskrampfs keine ätherischen Öle im Bereich des Gesichtes, speziell der Nase angewendet werden.
  6. Um allergische Reaktionen auszuschließen, empfiehlt es sich, einen Tropfen auf die Pulsseite des Handgelenks aufzutragen und eine halbe Stunde abzuwarten. Ein besonders hohes Allergiepotenzial haben Ölmischungen.
  7. Als Basisöl für Massagen eignen sich Weizenkeimöl, Avocadoöl, Pfirsichkernöl oder Mandelöl
Sicherheitshinweise

Bei sachgemäßer Anwendung von Rosmarinblättern und Rosmarinöl (20 Tropfen/Tag) kommt es nach bisherigen Erkenntnissen zu keinen Nebenwirkungen. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt. Aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung sollten Rosmarin und seine Zubereitungen nicht während der Schwangerschaft, bei starker Menstruation und bei erhöhtem Blutdruck eingenommen werden. Zudem sind Rosmarinzubereitungen in der Geburtshilfe nicht geeignet für Frauen mit starker Unruhe, Hitzewallungen und Bluthochdruck.

Ätherische Öle sind generell stark wirksame Naturstoffe. Bei Überdosierung des Rosmarinöls besteht die Gefahr einer Magen-Darm- und/oder Nierenentzündung.

 

Literatur
Beuchert, M.: Symbolik der Pflanzen. Insel Verlag. Frankfurt am Main und Leipzig (2004)
Brunfels, O. Contrafeyt Kreüterbuch, 1532. Reprint Konrad Kölbl. München (1975)
Fintelman, V.; Weiß, R.F.: Lehrbuch Phytotherapie. Hippokrates Verlag. Stuttgart (2009)
Kalbermatten, R.: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. AT Verlag. Aarau. Schweiz (2010)
Madejski, M.: Lexikon der Frauenkräuter. AT Verlag. Baden und München (2010)
Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen, Nachdruck. Stuttgart 1938. Reichl Verlag. St. Goar (2002)
Ross, J.: Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin – Eine klinische Materia Medica. Verlag für Ganzheitliche Medizin. Dr. Erich Wühr Verlag GmbH. Bad Kötzting (2009)
Scott, J.;, Barlow, T.: Kräutertherapie bei Kindern. Urban & Fischer. Elsevier GmbH. München (2006)
Wabner, D.; Beier, Ch.: Aromatherapie. Urban & Fischer. Elsevier GmbH. München (2009)
Wichtl, M.: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart (2009)

 

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