Rosa Pfeffer - Schinus terebinthifolius und Schinus molle

Entzündungshemmer aus den Subtropen

Nicht jeder Pfeffer ist Pfeffer. Es sind die Früchte einer südamerikanischen Gewürzpflanze, die wir häufig unter einer bunten Pfefferkörnermischung finden. Rosa Pfefferbeeren gehören zu den Sumachgewächsen und sind nicht zu verwechseln mit den seltenen reifen Pfefferbeeren, die sich rot bis rotbraun färben. Sie sind auch ein traditionelles Heilmittel in Südamerika und werden dort bei einer Vielzahl von Beschwerden und zu magischen Praktiken verwendet.

Geschichte

Es gibt nur wenige alte schriftliche Zeugnisse über die aromatischen Rosa Beeren. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Brasilianische Pfefferbaum erstmals als Zierpflanze nach Florida importiert. Die Art ist also von Menschenhand in ein anderes Ökosystem eingebracht worden. Dort verwilderte er schnell und überwucherte unkontrolliert natürliche Biotope. Bis heute versucht man mit großem Aufwand in den Everglades die Baumbestände zu dezimieren. Im US-Bundesstaat Florida ist der Besitz oder die Pflanzung inzwischen sogar strafbar.

Dagegen schätzen die Heilkundigen und Schamanen in Mittel- und Südamerika die Pflanze noch immer und wissen von seinen heilwirksamen Kräften. Sie verwenden entweder getrocknete Blätter oder das in der Rinde befindliche Gummiharz und bereiten daraus Umschläge, Salben oder Teezubereitungen.  Aus den Zubereitungen fertigen sie schmerzlindernde Heilmittel bei Rheuma, Ischias, bei Eiterungen der Schleimhäute und Geschwüren oder Antiseptika bei Infektionen der Atemwege.

Pflanzennamen

Der Rosa Pfeffer trägt seinen Namen wegen des Fehlens des Scharfstoffs Piperins oder des Capsaicins zu unrecht. Schinus ist eine Ableitung aus dem spätlateinischen lentiscus (griech. schînos), das sowohl für den Mastixbaum als auch für die Pistazie verwendet wurde. Der Gattungsname wurde 1753 auf den Pfefferbaum übertragen. Die hinzugefügte Artbezeichnung molle wurde schon von den Gebrüdern Bauhin verwendet und könnte sich aus dem Spanischen mollear (= weich sein) ableiten und die weichen Beeren bezeichnen, während terebinthifolius den harzigen Duft zerriebener Blätter beschreibt.

Amerikanischer Pfeffer, Indischer Mastixbaum, Peruanischer Pfeffer und Schinusbeere sind alles Synonyme für Schinus molle, der ein begrenztes Verbreitungsgebiet in Südamerika hat. Die Kultivierung des Brasilianischen Pfefferbaums (Schinus terebinthifolius) und die Verwendung der Früchte in Weihnachtsgestecken führten zu Namen wie Christmas-berry tree oder Weihnachtsbeere.

Pflanzenkunde

Der Brasilianische Pfefferbaum stammt ursprünglich aus Südamerika. Heute wird er vor allem auf der Insel Réunion angebaut. Er gehört zu den Sumachgewächsen, die etwa 30 Arten umfasst. Wohl wegen seiner schattenspenden Blätter kam es ab 1840 zur Kultivierung in viel wärmere Regionen, wobei die zahlreichen Samen der frostempfindlichen Bäume zur weiteren Verbreitung und Verwilderung beitrugen. Wie der Name "Brasilianischer Pfefferbaum" (Schinus terebinthifolius) vermuten lässt, ist er in Südamerika vor allem in Brasilien, aber auch Argentinien und Paraguay verbreitet. Er wächst als wintergrüner zweihäusiger Strauch oder Baum mit ineinander verflochtenen Zweigen. Seine Beeren haben etwa die Größe eines Pfefferkorn und wachsen an Rispen.

Dagegen hat der Peruanische Pfefferbaum (Schinus molle) ein begrenztes Verbreitungsgebiet, vorzugsweise an den Wasserläufen der gemäßigten Andenzonen Perus. Mit Wuchshöhen von bis zu 15 Metern wird der immergrüne Baum ein stattliches Gewächs. An den überhängenden Ästen wachsen kleine, weißlich-gelbe Blüten. Aus den weiblichen Blüten entwickeln sich rosafarbene Steinfrüchte.

Das beste Aroma besitzen die getrockneten rosa Pfefferbeeren. Gute Qualität erkennt man daran, dass möglichst wenige Pfeffer-Beeren zerdrückt sind. Sie schmecken pfeffrig-mild, etwas süß und aromatisch, ähnlich wie Wacholder.

Aromagebende Wirkstoffe

Sowohl Schinus molle als auch Schinus terebinthifolius enthalten ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Limonen, Cymen, Pinen, Phellandren, auch Sesquiterpene, Triterpensäue und Polyphenole sowie harzige Bestandteile. Einige der Wirkstoffe wirken antibakteriell, gegen Pilze, entzündungshemmend, schmerzlindernd, antioxidativ und verdauungsfördernd.

Verwendung in der Küche

Rosa Pfeffer lässt sich vielseitig einsetzen. Am bekanntesten ist die Gewürzmischung aus grünen, schwarzen und weißen Pfefferkörnern, die in den Glasmühlen echte Hingucker sind. Sie können nicht nur attraktive Farbakzente setzen, sondern sowohl herzhafte als auch süße Speisen verfeinern. Großartig schmeckt er zu Lachs und anderen Fischgerichten, Meeresfrüchten und Gemüse. Wild, Kaninchen, Geflügel, Steaks, Schmor- und Pilzgerichte, hellem Fleisch und Kartoffelgerichten verleiht er ein exotisches Aroma, grob gehackt setzt er auf Salaten, Suppen oder Fleischkrusten Akzente.

Experimentieren Sie ruhig mal mit Süßspeisen. Die fruchtig-würzige Note verfeinert dunkle Schokolade, Eis, Sorbets, exotische Fruchtsalate, selbstgemachte Pralinen oder das Mousse au Chocolat.

Mein Küchentipp: Lagern Sie die Rosa Pfefferbeeren in dunklen, trockenen und luftdichten Behältern. Ganze Beeren halten ihr Aroma wesentlich länger als gemahlene. Mörsern Sie die Pfefferbeeren deshalb erst möglichst kurz vor ihrer Verwendung, dann entfaltet sich das vollmundige Aroma am besten. Vermischt mit anderen Pfeffersorten lassen sie auch in der Gewürzmühle mahlen, als Sologewürz sind sie zu weich und harzig für die Gewürzmühle.

Medizinische Anwendung

Schinus molle hat in Mittel- und Südamerika eine lange Tradition in der Volksmedizin. Sein Haupteinsatzgebiet sind rheumatische Beschwerden, Atemwegerkrankungen, grippale Infekte, zur Unterstützung bei Tumorerkrankungen, aber auch als Abführmittel oder als harntreibendes Mittel. Der pfeffrig-milde Geschmack stimuliert etwas die Verdauungssäfte, jedoch nicht so stark wie Echter oder langer Pfeffer, die noch den Scharfstoff Piperin besitzen.

Das ätherische Öl der Rosa Pfefferbeeren wurde in den letzten Jahren genauer untersucht. Man fand in ihm antibakterielle Stoffe, die gegen eine Vielzahl von Bakterien wirken. Unter anderem eine starke antibakterielle Wirkung gegen Staphylococcus aureus, eine moderate Wirkung auf den Darmkeim Escherichia coli und eine schwache Wirkung auf Pseudomonas aeruginosa (ein typischer Krankenhauserreger, der sowohl zu Harnwegs- als auch Wundinfektionen und Lungenentzündungen führen kann).

Weiter wurde ein stark pilzhemmender Effekt nachgewiesen, der möglicherweise auf den ätherischen Wirkstoff Phellandren beruht. Auch Schinus terebinthifolius wirkt auf die Zellwand von Pilzen und hemmt die Pilzaktivität von Candida albicans. Der Hefepilz ist der häufigste Verursacher der Candidose und tritt vor allem dann gehäuft beim Menschen auf, wenn ein Ungleichgewicht zwischen der menschlichen Immunabwehr und Mikroorganismen besteht. Häufig tritt das vermehrte Pilzwachstum bei Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Krebserkrankungen, einer geschwächten Immunabwehr oder nach der Einnahme bestimmter Medikamente wie wiederholte Antibiotikagaben auf.

Bitte beachten

Über die Hypersensitivität der Rosa Pfefferbeeren gibt es unterschiedliche Meinungen. Durch ihre häufige Verbreitung in den Vorgärten Floridas sind einige toxische Effekte auf Mensch und Tier beobachtet worden. Rosa Pfeffer wird manchmal für Atembeschwerden oder Schleimhautreizungen verantwortlich gemacht. Bei Auftreten allergischer Reaktionen sollten der Verzehr sofort eingestellt werden.

Zubereitungen und Dosierung

Heilrezept zur Unterstützung bei Entzündungsprozessen, bakteriellen Infekten und Pilzbefall
Alle zwei bis drei Stunden vier Rosa Pfefferkörner zerkauen. Zudem auf eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung achten sowie reichlich Flüssigkeit trinken.

Behandlungsraum Küche: Guacamole mit Rosa Pfeffer
1 reife Avocado schälen, halbieren und den Stein entfernen. Das Fruchtfleisch mit der Gabel zerdrücken und 1 EL Frischkäse zufügen. Mit Salz und dem Saft einer halben Zitrone abschmecken und mit einem TL frisch zerstoßener rosa Pfefferkörner verzieren. Die ungesättigten Fettsäuren der Avocado und der frische Zitronensaft unterstützen die entzündungshemmende Wirkung der Rosa Pfefferbeeren.

 

Literatur
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