Myrrhe - Commiphora molmol

Myrrhe - Commiphora molmol
Ein Harz aus dem Orient mit alten und neuen Indikationen

Gold, Weihrauch und Myrrhe waren die Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland als Huldigung zur Geburt Jesus. Myrrhe gehört zu den schon in vorbiblischen Zeitengenutzten Arzneimitteln und wurde bereits im alten Ägypten für besondere rituelle Anlässe verwendet. Ein Harz, das als Medikament, Räuchermittel, zum Einbalsamieren von Toten, für Parfums und als Bestandteil des heiligen Öls in der Kultur der jüdischen und anderer Religionen hochgeschätzt war und noch heute als Therapeutikum zum Einsatz kommt.

Botanik des harzigen Strauches

Der botanische Name setzt sich aus den griechischen Bestandteilen „kommi“ (Klebstoff) und „phoros“ (tragend) zusammen. Die Bezeichnung „molmol“ stammt höchstwahrscheinlich aus Somali, wo diese Myrrhe-Art heimisch ist. Für die Gewinnung von Myrrhe-Harz werden auch verwandte Commiphora-Arten, wie etwa Commiphora mukul, verwendet.

Der sommergrüne, bis zu vier Meter hohe Myrrhe-Strauch hat einen relativ dicken Stamm mit einer Vielzahl von Ästen, sehr spitzen Dornen und kurzgestielten, ganzrandigen Blättern. Er gehört zur Familie der

Balsamstrauchgewächse (Burseraceae) und ist in Nordafrika in Höhenlagen von 500-1.500 Metern in Eritrea, Äthiopien und Somalia heimisch; heute findet man ihn auch in Saudi-Arabien, Indien, Iran und Thailand. Er wächst in Hecken und bevorzugt trockenen und gut durchlässigen kalkhaltigen Boden sowie Sonne. In den Stämmen befinden sich Kanäle, die ein blassgelbes Gummiharz produzieren. Dieses tritt durch die Rinde von selbst oder durch zusätzliche Schnitte aus und trocknet an der Luft in walnussgroße Klumpen ein. Sie sehen bernsteinfarben, rot-braun bis grau-braun aus und riechen harzig-aromatisch.

Myrrhe hat einen etwas bitteren, scharfen und eher adstringierenden als sauren Geschmack mit einem süßen Unterton.

Inhaltsstoffe

Die Zusammensetzung von Myrrhe ist komplex und noch nicht ganz erforscht.

Die wichtigsten Bestandteile sind 2 bis 10% ätherisches Öl, darunter Furanosesquiterpene,die bakterienhemmende, schmerzstillende und blutzuckersenkende Eigenschaften besitzen. Weiter sind 25 bis 40 % alkohollösliches Harz mit hauptsächlich Commiphorsäure, zu 30 bis 60 % wasserlösliches Rohgummi sowie andere Bestandteile (z. B. Sterole) enthalten.

Wirkung und Anwendung

Experimente an Mäusen zeigten, dass Commiphora molmol eine Antitumorwirkung entfaltet, die mit derjenigen des Zytostatikums Cyclophosphamid gleichzusetzen ist. Einige Autoren empfehlen daher die Verwendung von Commiphora molmol in der Krebstherapie, weil das Mittel nicht mutagen ist sowie ein antioxidatives und zytotoxisches Potenzial entfaltet. Außerdem konnte experimentell eine antifungale Wirkung bestätigt werden. Ein häufiges Einsatzgebiet sind daher chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Durchfallerkrankungen durch Pilzinfektionen des Darms.

Frühere Verwendung

Abendländische Medizin

Im ersten nachchristlichen Jahrhundert verwendete Dioskurides Myrrhe als wärmendes, trocknendes Adstringens und zur Wundheilung – diese Einsatzgebiete sind auch heute noch aktuell und wurden in Studien bestätigt. Auch Hippokrates, Hildegard von Bingen und Paracelsus schätzten die Myrrhe u. a. bei der Wundbehandlung. Laut Lonicerus wärmt in Wein geköcheltes Commiphora den Magen und unterstützt die Verdauung.

Chinesische Medizin

Die traditionelle Anwendung in China, wo das Harz als mò yào bezeichnet wird, ist die Behandlung von Schmerzen und Schwellungen bei Traumata mit Blutstagnation, Brustschmerzen, abdominelle Schmerzen, Amenorrhö, Karbunkel und zur Unterstützung bei nicht heilenden Geschwüren.

Ayurvedische Medizin

In der ayurvedischen Medizin gilt Myrrhe als Tonikum, Aphrodisiakum und Mittel zur Blutreinigung; sie soll auch die geistigen Fähigkeiten verbessern. Myrrhe wird in Indien und im Nahen Osten bei Beschwerden des Mund- und Rachenraums, des Zahnfleisches und des Verdauungstrakts verwendet, ebenso bei unregelmäßiger oder schmerzhafter Menstruation.

Äußere Anwendung

Myrrhe ist eine der wirksamsten Kräuterarzneien zur Behandlung von Halsentzündungen, Mundgeschwüren und Zahnfleischentzündungen. Bei entzündlichen Erkrankungen der Mundschleimhaut und der Gingiva, nach Parodontalbehandlungen oder ausgedehnten Konkremententfernungen werden lokale Einreibungen oder Pinselungen mit der Reintinktur vorgenommen. Es können auch Spülungen mit 40 Tropfen Tinktur auf ein Glas Wasser durchgeführt werden. Die Anwendung als Adstringens und Antiseptikum macht die Myrrhe ebenfalls zu einer wertvollen Arznei bei der Behandlung von Akne und Furunkeln sowie entzündlichen Hautbeschwerden.

Wegen der austrocknenden und betäubenden Wirkung wird Myrrhe auch bei Druckstellen durch Prothesen verwendet.

Rezepturen

Myrrhe ist wasserunlöslich und kommt daher als Pulver oder Tinktur zum Einsatz. Sie kann sowohl innerlich als auch äußerlich verwendet werden.

Tinktur: Als Fertigarznei oder ein Teil Harz mit fünf Teilen 90%-igem Alkohol mischen und mehrmals verschütteln. Sobald das Harz aufgelöst ist, kann die Tinktur benutzt werden.

Pulver: dreimal täglich etwas Pulver einreiben

Ätherisches Öl: Bei verstopften Nebenhöhlen drei Tropfen mit einem Teelöffel Trägeröl (Mandel- oder Weizenkeimöl) mischen und vorsichtig einmassieren.

Mundwasser: 1 Teelöffel Tinktur mit 100 ml Wasser verdünnen und bei Halsschmerzen mehrmals täglich verwenden.

Anwendungsbeschränkungen
  • während der Schwangerschaft und Stillzeit
  • das ätherische Öl nicht innerlich verwenden
  • von der langfristigen Verabreichung von Harzen ist allgemein abzuraten
  • sehr selten wurden Allergien gegen Myrrhe bekannt
Zusammenfassung

Myrrhe zählt zu den fast vergessenen Heilmitteln. Ihr Wesen ist eine formgebende, trocknende und zusammenziehende Wirkung. Besonders bei entzündlichen Prozessen kommt die wundheilende Wirkung der Myrrhe zum Tragen.

Literatur
Chargé Bernd; Phytotherapie für Zahnärzte, Verlag für Ganzheitliche Medizin Kötzting, 1999
Chevallier Andrew; Das große Lexikon der Heilpflanzen,Dorling Kindersley London, 2001
Grünwald Jörg, Jänicke Christoph; Grüne Apotheke, Gräfe und Unzer Verlag, 2004
Ross Jeremy; Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin - Kombination und Integration, Verlag für Ganzheitliche
Medizin Bad Kötzting, 2006
Ross Jeremy; Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin -Eine Klinische Materia Medica, Verlag für Ganzheitliche
Medizin Bad Kötzting, 2009

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