Kurkuma - Curcuma longa

Kurkuma: Das "gelbe Gold Asiens" fördert nicht nur die schwache Verdauung

Geschichte und Wortherkunft

Kurkuma (Curcuma longa L.) wird in Indien seit tausenden von Jahren kultiviert. Als Glücksbringer und um den Segen zu bekräftigen, ist Kurkuma dort Teil von Religions-, Verlobungs-, Hochzeits- und Fruchtbarkeitsbräuchen. So wird traditionell bei Hindu-Ritualen ein Farbpunkt auf die Stirn zum Kennzeichnen der Kaste oder bei Verheiratung aufgetragen.

Seit wann Kurkuma in der indischen Ayurveda-Medizin, der traditionellen chinesischen, japanischen, thailändischen, indonesischen und arabischen Medizin verwendet wird, ist nicht genau überliefert. Einige Quellen berichten von einer etwa 4000jährigen Heilanwendung. In der ayurvedischen Heillehre wird Kurkuma bis heute bei Verdauungsstörungen, Leberleiden, zur Behandlung von Hautkrankheiten und Wunden sowie zur allgemeinen Stärkung des Stoffwechsels genutzt. In der chinesischen, indischen und indonesischen Volksmedizin wird noch eine weitere Kurkuma-Art verwendet: Curcuma xanthorrhiza zur Behandlung von Oberbauchbeschwerden, Wurmbefall, Durchfall und Prellungen.

Vermutlich brachten die spanischen Mauren die Heil- und Gewürzpflanze mit nach Europa. In der Abhandlung des griechischen Arztes Dioskurides wird sowohl eine grasartige Pflanze mit gelber Wurzel als auch "arabischer Safran" erwähnt, wobei es sich beide Male um Kurkuma handeln könnte. Und auch der Renaissance-Arzt Tabernaemontanus beschreibt eine Verwendung von "Gilbwurzel" bei Gelbsucht.

Kurkuma ist eine lateini­sche Angleichung des arabi­schen kurkum (aus hebr. karkōm), das ur­sprüng­lich Safran be­deutete, heute aber nur mehr auf Kurkuma an­gewendet wird. Die meisten europäischen Bezeichnungen für die Heil- und Gewürzpflanze sind von der lateinischen Form curcuma abgeleitet.

Ein Hybrid aus der Familie der Ingwergewächse

Kurkuma  (bot. Curcuma longa L., syn. Curcuma domestica VAL.), auch als Gelbwurz oder Gelbwurzel bekannt, ist eine tropische Wald- und Gebirgspflanze aus der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Die Pflanze braucht warmes bis heißes und feuchtes Klima und eine reichliche Wasserversorgung. Sie ist eine reine Kulturpflanze mit triploidem Chromosomensatz und entstand vermutlich durch Hybridisierung von Curcuma aromatica und einer bis heute nicht identifizierten Art. Die Heimat der mehrjährigen Staude ist wahrscheinlich Südostasien und Indien. Sie bildet bis zu 70 cm lange hellgrüne, schilfähnliche und parallelnervige Blätter. Die Pflanze blüht wie alle triploiden Arten selten. Der kompakte und etwa 20 cm hohe Blütenstand wird durch mehrere, etwa 5 cm große, weiß-gelbliche bis rosafarbene Einzelblüten gebildet, die mit Hüllblättern umrahmt sind.

Die Heilkräfte liegen im Wurzelstock

Ähnlich wie Ingwer bildet Kurkuma knollig-verdickte Pflanzenteile, das sogenannte Rhizom aus, in dem die Pflanze Wasser und Nährstoffe speichert. Obwohl diese Teile unterirdisch bzw. unmittelbar über der Erde wachsen, werden sie botanisch nicht den Wurzeln zugeordnet. Tatsächlich sind sie Teile des Sprossachsensystems, zu denen auch die Stängel zählen. Sie bilden einen bis zu handteller-großen Primärteil, aus dem zahlreiche Nebenrhizome mit etwa 2 cm Durchmesser sprießen. Die auffallend gelbe bis orange innere Färbung des Rhizoms gab der Pflanze die Trivialnamen "Gelbwurz", "Gelbsuchtwurzel" und "arabischer oder indischer Safran". Die Pflanze wird vegetativ über die Rhizomteile vermehrt. Bis zur Ernte braucht Kurkuma unter optimalen Bedingungen etwa zehn Monate. Man gräbt die unterirdischen Teile in den Wintermonaten Dezember und Januar, wenn die oberirdischen Teile zu welken beginnen und trennt die Rhizome von den anhaftenden Wurzeln. Nach der Ernte werden die Rhizome gesäubert, und um ein Austreiben zu verhindern, mit heißem Wasser überbrüht. Dabei verkleistert die Stärke und der intensiv leuchtende Farbstoff tritt aus den Exkretzellen und färbt die ganze Pflanze leuchtend gelb. Anschließend erfolgt die Trocknung zumeist an der Sonne.

Charakteristische Inhaltsstoffe

Alle Kurkuma-Arten enthalten Curcuminoide, die bioenergetisch den Zimtsäurederviaten in den ätherischen Ölen und den Scharfstoffen der verwandten Ingwergewächse nahe stehen. Die typischen Inhaltsstoffe von Curcuma longae rhizoma sind: Etwa 2 - 7% ätherische Öle im getrockneten Rhizom (darunter Zingiberol, Curcumol, α-, β- und ar-Turmeron, Atlanton), Terpene (Camphen, Pinen, Borneol und Campher), etwa 3 - 8% der farbgebenden, scharfen und bitteren Curcuminoide (Curcumin I - III) und beachtliche Mengen an Stärke (bis zu 60%).

Medizinische Nutzung

Kurkuma wird in der Westlichen Medizin erst seit einigen Jahrzehnten verwendet - im Gegensatz zur asiatischen Medizin mit jahrtausendelanger Heiltradition. Für die medizinische Anwendung von Curcuma longa liegen inzwischen verschiedene Monographien vor. Die Kommission E nennt lediglich die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden, ESCOP gibt eine symptomatische Behandlung bei leichten Verdauungsbeschwerden und leichten Leber-Galle-Beschwerden an, während die WHO die Hauptindikationen bei acider, flatulenter oder atonischer Dyspepsie um die Behandlung von Ulcus pepticum und Schmerzen und Entzündungen bei Rheumatoider Arthritis erweitert.

Verdauungsbeschwerden und erhöhte Blutfette
Für die gallefluss- und verdauungsfördernden Eigenschaften der Gelbwurz sind die scharfen und bitteren Curcuminoide verantwortlich. Zudem wirken die ätherischen Öle vermutlich zum einen choleretisch, anderseits auch blähungstreibend und krampflösend auf Magen und Darm. Insgesamt wird die Funktion und der Stoffwechsel von Leber und Galle verbessert, fettreiche Mahlzeiten leichter verdaut, Völlegefühl, Übelkeit, Oberbauchbeschwerden, Reizdarmsymptome, abdominelle Blähungen und Verstopfung reduziert, Gallensteinleiden und entzündlichen Magen-Darmerkrankungen vorgebeugt sowie erhöhte Blutfettwerte gesenkt. Eine signifikante Senkung des LDL-Cholesterins um bis zu 38% bei gleichzeitiger Erhöhung des HDL-Cholesterins von bis zu 73% ist nach einer Behandlungsdauer von nur 30 Tagen durch entsprechende Studien belegt.

In diesem Zusammenhang gibt es auch eine Beziehung zur Psyche: Sind die Leber- und Darmfunktion gestört, leidet der Mensch unter chronischer Müdigkeit, Melancholie bis hin zu Depression. Das gesamte Verdauungssystem steht über das vegetative Nervensystem in Beziehung zu unseren Gemütszuständen. Wenn also die gestörte Verdauung Ursache psychischer Symptome ist, werden sich auch diese nach der Einnahme von Curcuma bessern.

Antiaging, Entzündungshemmung und Antitumorwirkung
Die antioxidativen und radikalfangenden Eigenschaften konnten in zahlreichen in vitro und in vivo-Tests gezeigt werden, wobei sich Curcumin I am stärksten antioxidativ wirksam erwies. Die Gruppe der ätherischen Öle schließt zudem die antiarthritischen, wundheilenden, oxidationshemmenden und antitumoralen Eigenschaften mit ein. Patienten mit Rheumatoider Arthritis leiden weniger an Gelenksentzündungen und Symptomen, wie Steifheit und Gelenkschmerzen. Die tumorhemmende Wirkung ist beispielsweise dadurch begründet, dass sich in Versuchsreihen karzinogene Substanzen weniger an die DNA anlagern konnten und die Apoptose von Krebszellen herbeigeführt wurde. Mehrere Studien seit den 1990er Jahren deuten darauf hin, dass Curcuma longa zu den Heilpflanzen gezählt werden darf, die weiterhin auf ihre antitumorale Wirkung untersucht werden sollte. Zudem hat Curcuma die Fähigkeit, die Thrombozytenbildung zu verhindern, das Endothel der Blutgefäße zu schützen und Herzschäden und zerebrale Ischämie zu verhindern.

Lungen- und Leberfibrose
Organfibrosen mit einer hochgradigen Zunahme des Bindegewebes können zu Funktionsausfällen führen. Ursachen dafür können toxische, virale, metabolische, autoimmune und bei der Leber cholestatische Erkrankungen sein. Curcuma kann die Behandlung fibrotischer Erkrankungen unterstützen, indem es die übermäßige Produktion der extrazellulärer Matrix reduziert (Ross, 2009).

Blutzuckersenkung
Für einen Wirkstoff des ätherischen Öls, dem ar-Turmeron, wurde belegt, dass es neben der Hemmung der Thrombozytenbildung auch bei der Blutzuckersenkung hilft. Somit kann Kurkuma als pflanzliches Heilmittel bei der Prävention und adjuvanten Behandlung von Diabetes mellitus, Typ 2, gesehen werden (Ross, 2009).

Homöopathie
Das homöopathische Arzneimittel Curcuma longa wird aus den getrockneten, unterirdischen Teilen gewonnen. Zur Förderung der Gallensekretion haben sich Tiefpotenzen (D1 - D3) bewährt. Drei- bis fünfmal täglich 5 Tropfen oder Globuli. Die erste und zweite Dezimalverdünnung ist lt. den Angaben der Kommission D kontraindiziert bei schweren Leberfunktionsstörungen, Gallenwegs- und Darmverschluss. Ab der Potenzierung von D2 sind keine Risiken bekannt.

Küchengewürz und Färbemittel

Kurkuma wird vor allem getrocknet und gemahlen als aromatisches und leicht scharf schmeckendes Gewürz verwendet. Es ist Hauptbestandteil der Currymischung und für die kräftig gelbe Färbung verantwortlich. Aus der indischen Küche ist das Gewürz nicht mehr wegzudenken. Meist wird Kurkuma als Pulver bei allen Arten von Reisgerichten, Hülsenfrüchten, Gemüsefüllungen, Suppen oder Fleischgerichten schon früh bei der Zubereitung zugegeben, um eine kräftige Farbwirkung zu erreichen. Das Gewürz harmoniert zudem gut zu Eiern und cremigen Salatdressings für Meeresfrüchte, wie Krabbencocktails, Muscheln, Schnecken oder Hummer. Das frische Kurkumarhizom schmeckt etwas herb, leicht harzig und gemüseartig-aromatisch und kann auch wie jedes andere Gemüse gedämpft oder geschmort werden. Durch den hohen Stärkeanteil von bis zu 60% ist es sehr nahrhaft und gleichzeitig leicht verdaulich. Mitunter ersetzt Kurkuma auch den sehr teuren Safran in der Küche.

Gleichermaßen wird Kurkuma auch als Färbemittel in der Lebensmittelindustrie verwendet. Der Farbstoff Kurkumin (auch Curcumin) wird entweder aus Curcuma longa gewonnen oder synthetisch mit Hilfe von Bakterien hergestellt. Er ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff E100 zugelassen und wird vor allem zum Gelbfärben von Senfzubereitungen, Marmeladen, Teigwaren, Kartoffelflocken, nichtalkoholischen Getränken, Wurst, Pasteten, Margarine und anderen Fetten verwendet. Kurkumin gilt auch in hohen Dosen als unbedenklich und kann allenfalls leichte allergische Reaktionen hervorrufen.

Naturheilkundliche Rezepte

Aufguss
1 bis 2 TL des feingeschnittenen Rhizoms (Curcumae longae rhizoma) mit 150 ml siedendem Wasser aufgießen. 5 Minuten abgedeckt ziehen lassen, danach abseihen.
Etwa eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten trinken. Die Monographie E zu Curcuma longa gibt eine mittlere Tagesdosis von 1,5 bis 3,0 g für die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden an.

Tinktur im Verhältnis 1 : 5 ansetzen.
Dreimal täglich 5 - 15 Tropfen in etwas Wasser gelöst.

Bitte beachten

Nach der Monographie der Kommission E ist Curcuma longa kontraindiziert bei Verschluss der Gallenwege. Bei Gallensteinleiden sollte zuerst ein ausgebildeter Arzt oder Heilpraktiker in Pflanzenheilkunde konsultiert werden. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt. Während die westliche Medizin keine Vorsichtsmaßnahmen während der Schwangerschaft angibt (Kommission E) ist Curcuma longa in der Traditionellen Chinesischen Medizin während der Schwangerschaft kontraindiziert, jedoch kompatibel in der Stillzeit (Ross, 2013). Wie bei allen Pflanzen mit ätherischen Ölen sind auch hier Überdosierungen zu vermeiden. Besonders bei Hyperazidität können die Beschwerden durch Reizung der Magenschleimhaut verstärkt werden. Sodbrennen, Übelkeit, Brechreiz und Magen-Darmbeschwerden könnten in seltenen Fällen die Folge sein.

Literatur
Fintelmann Volker, Weiss Rudolf  Fritz: Lehrbuch Phytotherapie, Hippokrates Verlag, Stuttgart 2009
Fintelmann Volker, Wegener Tankret: Gelbwurzel - eine unterschätzte Heilpflanze, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2001
Genaust Helmut: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genehmigte Lizenzausgabe für Nikol Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2005
Katzer Gernot, Fansa Jonas: Picantissimo Das Gewürzhandbuch, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2011
Ross Jeremy: Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin. Eine klinische Materia Medica, Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, Bad Kötzting/Bayer. Wald 2009
Ross Jeremy: Die Rezepturen, Verlag Systemische Medizin, Bad Kötzting 2013
Wichtl Max: Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2009
http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/4.e100_kurkumin.html
http://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-D-Monographien/curcuma-longa.htm

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