Knoblauch - Allium sativum

Knoblauch als Geriatrikum

Die Kulturpflanze Knoblauch ist seit mehr als 5000 Jahren "in aller Munde". Sie enthält Schwefelverbindungen wie Allicin, die verschiedene biologischen Eigenschaften zeigen. Beispielsweise sind antimikrobielle, tumorhemmende, antidiabetische und kardiovaskuläre Wirkungen bestätigt. Die große therapeutische Breite und die gute Verträglichkeit macht Knoblauch zu einem idealen Geriatrikum und Prophylaktikum. Grund genug, um sich die Pflanze genauer anzuschauen.

Kleine Pflanzenkunde

Das Lauchgewächs mit dem durchdringenden Geruch stammt wahrscheinlich aus den wärmeren Regionen Innerasiens, also aus Gebieten, in dem die Menschen länger leben als andernorts. Knoblauch oder botanisch Allium sativum ist eine uralte Kulturpflanze, weshalb sich die Wildform nicht mehr genau zuordnen lässt. Die mehrjährige Zwiebel besteht aus einem Stamm, umgeben von bis zu 15 Nebenzwiebeln, die auch als Zehen bezeichnet werden. Im Frühjahr treibt ein bauchiger Stängel mit bis zu einem Meter Höhe, von dem flache, linealische Blätter abgehen. Im Hochsommer bildet sich als Blütenstand eine Scheindolde mit einem schnabelartig zugespitzten Hüllblatt, die häufig neben den weißen sechszähligen Blüten auch Brutzwiebeln trägt. Geerntet wird schließlich im Spätsommer, wenn die oberirdischen Pflanzenteile welken.

Wirkspektrum und Qualität

Die gesundheitsfördernde Wirkung bilden in erster Linie seine schwefelhaltigen Inhaltsstoffe, die auch den charakteristischen Geruch bedingen. Wirksamkeitsbestimmende Stoffe sind wahrscheinlich die Allicine mit antibakterieller, antiviraler, antimykotischer und antiarteriosklerotischer Wirkung, die Ajoene, die zur Senkung des LDL-Spiegels beitragen und Ajoene mit antithrombotischer Wirkung. Sie entstehen durch enzymatische Reaktionen, wenn Zellstrukturen der Pflanze zerstört werden, wie es durch Schneiden, Kauen oder Quetschen geschieht. Volksnamen wie Riechzwiebel, Furzkraut, Windwurz oder Stinkknolle lassen dann auch keine falschen Interpretationen zu der unangenehmen Eigenschaft des Knoblauchs zu. Sowohl in der Heilkunde als auch in der Küche wird die Zwiebel (Allii sativi bulbus) verwendet. Entscheidend für die therapeutische Wirkung ist jedoch die Qualität. Gekochter Knoblauch enthält kaum Allicin, da durch Hitzeeinwirkung das Enzym Alliinase inaktiviert wird. Zudem wird Handelsware aus konventionellem Anbau häufig bestrahlt. Mittlerweile sind einige geruchsfreie oder -arme Präparate auf dem Markt, die jedoch nicht geeignet wirksam sind. Die Mischung von Knoblauch und frischer Petersilie scheint noch die beste Alternative zu sein, um den unangenehmen Geruch zu mindern. Neben den bereits erwähnten Schwefelverbindungen sind Mineralien und Spurenelemente (Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer, Jod, reichlich Selen) und Vitamine der B-Gruppe sowie Vitamin C wertgebende Inhaltsstoffe. Wenngleich den Wissenschaftlern die Isolierung einzelner Wirkstoffe gelingt, so bleiben doch letzte Geheimnisse um das Zusammenwirken dieser Stoffe bestehen. "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" wusste bereits Aristoteles.

Schutz vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombosen

Laut Monographie der Kommission E sind die Indikationen von Knoblauch die Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und die Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen. Knoblauch ist in der Erfahrungsheilkunde ein universelles und vitalisierendes Heilmittel. Durch die Vorteile auf das Herz-Kreislaufsystem eignet sich Knoblauch sowohl zur Prophylaxe für Gesunde, um altersbedingten Veränderungen entgegenzuwirken, als auch - je nach Ausprägung - zur alleinigen oder begleitenden Therapie. Die Fülle der wissenschaftlichen Literatur unterstützt die Verwendung von Knoblauch zur Vermeidung von Arteriosklerose, zur Senkung des Serumcholesterins und der Triglyceride, Hemmung der Thrombozytenaggregation, zur Erhöhung der fibrinolytischen Aktivität sowie zur Verringerung des Risikos peripherer arterieller Verschlußkrankheiten. Dieses Wirkspektrum lässt die Verwendung von Knoblauch auch bei vaskulärer Demenz für angebracht erscheinen ebenso wie bei nachlassenden gefäßbedingten Erektionsstörungen.

Bei regelmäßiger Einnahme von Knoblauch senkt sich bei Bluthochdruck sowohl der systolische als auch diastolische Druck um etwa 12 mmHg. Die meisten Humanstudien auf die lipidsenkende Wirkung von Knoblauch beschrieben eine Abnahme des Serum-Cholesterins und der Triglyceride. Bei einer Patientengruppe mit erhöhten Cholesterinwerten von > 200 mg/dL wurde eine Verringerung des Gesamtcholesterins um 8% gemessen. Sollen Verbesserungen der Symptome einer peripheren arteriellen Verschlußkrankheit wie die Erhöhung der schmerzfreien Gehstrecke erreicht werden, ist eine längerfristige Behandlung von etwa 12 Wochen angebracht (Bayan, 2014).

Verringerung des Krebsrisikos

Zahlreiche in-vitro und in-vivo-Studien lassen zudem eine krebsvorbeugende Wirkung vermuten. Dies gilt vor allem für Tumoren der Leber, der Brust, der Speiseröhre, der Lunge, der Haut, der Prostata, des Dickdarms und des Magens. Knoblauch gilt seit einer Studie des US National Cancer Institute in den 1990er Jahren als eines der potentesten Mittel zur Krebsvorbeugung. Die wirksamen bioaktiven Verbindungen lassen die Wachstumsrate von Krebszellen reduzieren, fangen freie Radikale ab, verbessern die Entgiftung der Leberzellen, erhöhen den Abbau von Karzinogenen und fördern die Apoptose in den Leukämiezellen und anderen Blutzellen (Bayan, 2014).

Antidiabetische Wirkung

Die antidiabetische Wirkung wurde bereits in der alten medizinischen Literatur beschrieben. Deshalb wurde Knoblauch auf sein antidiabetisches Potential untersucht. Vermutlich ist dies auf die flüchtigen Schwefelverbindungen (Alliin, Allicin, Ajoen und andere Allylsulfid-Derviate) zurückzuführen. Die Kombination von Metformin und Knoblauch über einen Zeitraum von 12 Wochen führte zu einer stärkeren Reduzierung des Nüchternblutzuckers als nur durch die Gabe von Metformin. Auch wurde von einer Verringerung der Insulin-Resistenz berichtet (Padiya, 2013). Die Vorteile von Knoblauch auf den Blutzuckerspiegel müssen jedoch noch weiter untersucht werden.

Antimikrobielle Eigenschaften

In verschieden Kulturen wird Knoblauch seit Jahrtausenden bei Infektionskrankheiten verwendet. Vermutlich wären die gigantischen Bauten der alten Ägypter ohne Knoblauch gar nicht zustande gekommen. Dieser verhinderte das Ausbrechen von Seuchen in den dichtbevölkerten Arbeiterlagern. Die alten Griechen sahen im Knoblauch ein Dopingmittel, der römische Arzt Galen bezeichnete ihn als Bauerntheriak und im Mittelalter schützte man sich damit vor Hexen, Dämonen und sogar der Pest.

Die antiinfektiöse Wirkung wurde für eine Vielzahl gram-positiver, gram-negativer, säurefester und zum Teil multiresistenter Bakterien, Viren und Pilzen nachgewiesen. Dazu zählen Salmonellen, Enterokokken, Escherichia coli, Pseudomonas Proteus, Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Klebsiellen, Clostridien, Listerien, Mycobakterien, Helicobacter und Candida-Arten. Die bakteriostatische Wirkung wird auf das Allicin zurückgeführt (Bayan, 2014).

Pflanzenzubereitungen

Die Tagesdosis beträgt etwa 4 Gramm. Das entspricht dem Verzehr von 2 - 3 kleinen Zehen täglich, Zubereitungen entsprechend.

Knoblauchtinktur
Eine Hand voll Knoblauch schälen, kleinhacken und in einem sauberen Schraubglas mit 50%igem Alkohol übergießen. Den Ansatz möglichst zwei Wochen warm ruhen lassen. Dann den Knoblauch absieben und die Tinktur in Braunglasflaschen umfüllen. Davon dreimal täglich 20 bis 25 Tropfen einnehmen.

Knoblauchbrot
Da sowohl das Erhitzen als auch Knoblauchpräparate weniger wirksam sind als frischer Knoblauch, ist die therapeutische Anwendung hier zugleich Genussmittel. Nur darf man ihn nicht zu sparsam verwenden. 2 bis 3 rohe Knoblauchzehen täglich sollten es schon sein. Zwei Scheiben Vollkorntoast rösten und mit Butter bestreichen. Die Brotscheiben mit zerdrückten Knoblauchzehen belegen; wahlweise zusätzlich gehackte Petersilie darüber streuen. Das mindert etwas den Knoblauchgeruch.


Bitte beachten

Knoblauch ist generell ein Langzeittherapeutikum, das für eine Intervallbehandlung geeignet ist. Selten sind Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen möglich. Bei Einnahme blutdrucksenkender oder gerinnungshemmender Medikamente, Anti-HIV-Substanzen und Proteasehemmern kann die Wirkung verstärkt werden. Vor chirurgischen Eingriffen sollten therapeutische Knoblauchgaben abgesetzt werden. Aktuell wird anhand von in vitro-Studien diskutiert, ob die antibakteriellen Eigenschaften des Knoblauchs auch probiotischen Bifidobakterien schaden. Wenngleich die Vorgänge außerhalb eines lebenden Organismus nicht mit denen im Körper gleichzusetzen sind, muss der Verbraucher bei gleichzeitiger Gabe von Probiotika doch mit Wirkungsverlusten rechnen (Booyens J. et al., 2014).

Literatur:
Bayan L. et al.: Garlic: a review of potential therapeutic effects. Avicenna J Phytomed. 2014 Jan-Feb; 4(1): 1–14.
Booyens J. et al.: In Vitro Antibacterial Mechanism of Action of Crude Garlic (Allium sativum) Clove Extract on Selected Probiotic Bifidobacterium Species as Revealed by SEM, TEM, and SDS-PAGE Analysis. Probiotics Antimicrob Proteins. 2014 Jun;6(2):82-7.
Padiya R. et al.: Garlic as an anti-diabetic agent: recent progress and patent reviews. Recent Pat Food Nutr Agric. 2013 Aug;5(2):105-27.
Ritter C.: Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel, AT Verlag, Aarau und München, 2013
 

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