Ingwer - Zingiber officinale

Die scharfe Wurzel stärkt nicht nur die schwachen Verdauungsorgane

Der Name "Zingiber", von dem sich das Wort "Ingwer" herleitet, wird auf das Sanskrit-Wort "sringavera" zurückgeführt, das "mit Geweihsprossen versehen" bedeutet und sehr anschaulich das Aussehen der Ingwerwurzel beschreibt.

Botanik

Alle Ingwergewächse (Zingiberaceae) sind in den Tropen beheimatet. Sie benötigen ein sonniges Klima und nährstoffreiche Böden. Die mehrjährige, etwa 80 cm hohe Ingwerstaude hat einen kräftigen Wurzelstock (Rhizom), der getrocknet oder frisch verarbeitet wird. Aus diesem entspringen die grundständigen, länglich-lanzettlich Blätter. Die lippenförmigen blassgelben Blüten stehen einzeln in den Achseln und entwickeln die schwarzen Samen.

Inhaltsstoffe, Geruch und Geschmack

1 - 4% ätherische Öle (vor allem Sesquiterpene, Zingiberen, Curcumen), 1-2% nichtflüchtige Scharfstoffe (Gingerol, Shogaole (japanisch shoga = Ingwer), Paradole, Gingerdiole), etwa 50% Stärke

Die ätherischen Öle sind für das Ingweraroma verantwortlich. Typisch für den Ingwer ist ein scharf-brennender bis feurig-würziger aromatischer Geschmack, der Geruch der Rhizome ist je nach Herkunft aromatisch bis zitronenartig.

Ein Auszug zur Heilkraft

Das stark wärmende Gewürz ist vor allem in den kalten Wintermonaten, aber auch ganzjährig für Patienten geeignet, denen es an Körperwärme fehlt. Für die Shogaole konnte eine kardiotone Wirkung nachgewiesen werden, weshalb Hypotonie, kalte Hände und Füße bewährte Indikationen sind.

Die Kommission E hat ihrer Positivmonographie lediglich die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und zur symptomatischen Verhütung bei Beschwerden der Reisekrankheit befürwortet. Zugelassene und klinisch belegte Indikationen sind demnach Symptome der Reisekrankheit, wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Vor allem während der Cytostatika-Therapie hat sich diese nebenwirkungsfreie Begleitmaßnahme bewährt. Bezüglich der Anwendung von Schwangerschaftserbrechen gibt es in der Literatur widersprüchliche Angaben. Während die einen die Knolle bei morgendlicher Übelkeit empfehlen, warnen andere vor einer wehenauslösenden Wirkung.  Die Kommission E rät davon ab, Ingwer bei Schwangerschaftserbrechen zu verordnen.

Insgesamt regt der aromatisch, scharfe Geschmack und Geruch die Sekretion aller Verdauungsdrüsen, wie die Magensaftsekretion, den Gallenfluss und die Darmmotilität an. In vivo-Studien zeigten eine Steigerung der Aktivität verschiedener Verdauungsenzyme, wie der Lipase-, Saccharase-, Maltase-, Trypsin- und Chymotrypsinaktivtät (Teuscher, 2003). Damit reduziert Ingwer Symptome wie Völlegefühl, Oberbauchbeschwerden, Reizmagen, Obstipation, Reizdarmsymptome sowie Gärungs- und Fäulnisdyspepsien.

Die Gingerole des Ingwers sind eine Gruppe strukturell verwandter Polyphenolverbindungen, die das Wachstum des Helicopbacter pylori-Bakteriums hemmen, was vermutlich für die Prophylaxe von Magenkrebs und der Behandlung von dyspeptischen Beschwerden eine Bedeutung hat (Mahady GB, et al., Anticancer Res. 2003 Sep-Oct;23(5A):3699-702). Zudem wird den Gingerolen eine entzündungshemmende, antiallergische, krebshemmende und immunmodulatorische Wirkung zugeschrieben.

Küche

Unsere kandierten, schokoladenüberzogenen Ingwerstäbchen sind ein Relikt der altehrwürdigen Apothekerkonfekte. Im Mittelalter wurde Ingwer zum unverzichtbaren Bestandteil von Lebkuchengewürzen und Backmischungen und ist es bis heute geblieben. Im Gegensatz zu den asiatischen Ländern wird Ingwer in der europäischen Küche Ingwer eher selten verwendet. Er ist beliebt als Gewürz für Marmeladen, Fruchtaufstriche, die Karotten- oder Kürbissuppe und zu kräftigen Eintöpfen und Fleischspeisen.

Rezepte

Aufguss der frischen Wurzel
Ein bis zwei Scheiben mit etwa 200 ml Wasser etwa 15 Minuten köcheln lassen und heiß trinken, dreimal täglich. Ein Qualitätsmerkmal der Knolle die goldgelbe Farbe im Inneren.

Aufguss der gepulverten Droge
0,5 bis 1 Gramm der gepulverten Droge mit siedendem Wasser übergießen und nach 5 Minuten durch ein Teesieb geben. Die Tagesdosis beträgt 2 bis 4 Gramm der getrockneten Wurzel.

Sicherheitshinweise

Die Kommission E rät davon ab, Ingwer bei Schwangerschaftserbrechen anzuwenden. Selten treten Magen-Darm-Reaktionen und Magenreizung auf. Wechselwirkungen werden von der Kommission E nicht angegeben; Jeremy Ross berichtet jedoch Wechselwirkungen bei Einnahme von mehr als 4 g/Tag bei Patienten, die gleichzeitig blutverdünnende Mittel wie Coumadin oder Acetylsalicylsäure einnehmen (Ross, 2009). Kontraindikationen stellen in der Westlichen Medizin Gallensteine dar, in der Traditionellen Chinesischen Medizin alle Arten von Hitze-Syndromen.

Literatur
Katzer Gernot, Fansa Jonas: Pictantissimo - Das Gewürzhandbuch, Verlag Die Werkstatt, 2011
Ross Jeremy: Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin - Eine klinische Materia medica, Verlag für Ganzheitliche Medizin Bad Kötzting, 2009
Teuscher Eberhard: Gewürzdrogen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2003
Vaupel Elisabeth: Gewürze - Acht kulturhistorische Portraits, Deutsches Museum, 2002
Wichtl Max: Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2009

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