Kardamom – Elettaria cardamomum

Kardamom – Elettaria cardamomum

Kardamom, manch­mal auch Kardamon geschrieben, gilt nach Safran und Vanille als eines der teuersten Gewürze, und der hohe Preis spiegelt die Beliebtheit dieses äußerst wohlriechenden Gewürzes wider. Es gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) und ist schon seit über 4000 Jahren in der indischen Naturheilkunde als Heilpflanze bekannt. Im Gegensatz zum Ingwer wird in der Naturheilkunde nicht die Wurzel, sondern die sehr aromatische Frucht (Cardamomi fructus) eingesetzt.

In der Küche wird er in Europa vor allem zum Würzen von Lebkuchen und Plätzchen, aber auch zum Verfeinern von Brot und Wurstwaren benutzt. Das Gewürz ist Bestandteil vieler Currypulver und Gewürzmischungen. In Arabien wird der Kaffee mit Kardamon versetzt, dieser in winzigen Tassen serviert und in kleinen Schlucken genossen. Bei nord­afrikanischen Beduinen findet man auch Kaffee­kannen, in deren Ausguss einige Cardamom­kapseln Platz finden; die heiße Flüssigkeit kommt dann beim Einschenken mit dem Gewürz in Berührung und nimmt dessen Aroma an. In Indien ist der Chai-Tee/Kardamom-Tee sehr beliebt. Chai wird überwiegend als Gewürztee getrunken, der eine Mischung von schwarzem Tee, Milch und Gewürzen (vor allem Kardamom) ist. Ein festes Rezept gibt es dafür nicht. In Indien haben viele indische Familien ihr eigenes gut gehütetes Rezept für diesen Tee. Aufgrund der vielen Variationsmöglichkeiten in der Zubereitung kann man Chai eher als eine spezielle Teeklasse bezeichnen. In vielen orientalischen Ländern verwendet man Kardamom für Fleisch- und Reisgerichte, z.B. türkisches pilav und arabisches kabsah. In Sri Lanka würzt man feurig-scharfe Rinder- oder Hühner­curries gerne mit Kardamom und Zimt.

Im Mittelalter wurde Kardamon für Hexensalben, Zaubertränke und Liebeselexiere eingesetzt. Er spielt heute noch in der indischen Ayurveda-Medizin eine große Rolle.

Der beste Kardamon kommt aus dem Hochland des südindischen Bundesstaates Kerala, er wird aber auch in Sri Lanka und Guatemala angebaut. Nur ein geringer Teil der Kardamomernte verlässt die Anbauländer. Die Inder konsumieren große Mengen Kardamom beim Betelkauen.

Das Gewürz stammt von einer 30-80 cm schilfartigen, mehrjährigen Staude, die in den feuchten Bergwäldern Indiens in Höhenlagen zwischen 800 – 1500 m heimisch ist und heute in Südostasien weithin kultiviert wird. Flach über den Boden kriechende, 15-60 cm lange Seitentriebe tragen kleine Rispen mit meist gelblichen Blüten. Die grünen Früchte sind annähernd eiförmig und fast dreieckig und enthalten kleine dunkelbraune Samen.

Der aromatische Duft und scharfe, leicht bittere Geschmack von Kardamom stammt aus dem in den Samen mit ca. 6-10%  ätherischem Öl. Je nach Sorte besteht dies zu 1,8 Cineol (23-45%) und α-Terpinylacetat (24-52%), daneben auch Limonen (0,2-12%), Linalylacetat (1-8%), Linalool (0,4-6%) und α-Terpineol (1-6%), weiter 2-4% fettes Öl einschließlich Ölsäure (42-44%) und Palmitinsäure (28-38%) sowie anderen Stoffen wie Stärke (38-46%), Eiweiß (7-14%) und bis zu 13% groben Faserstoffen. Das ätherische Kardamomöl wird entweder durch Wasserdampfdestillation oder Kaltpressung der Samen gewonnen.

Die europäische Volksmedizin nutzt Kardamom bei Verdauungsstörungen, Brechdurchfall, Schwangerschaftserbrechen und bei Appetitlosigkeit sowie beim Roemheld Syndrom (Bluthochdruck durch Gase im Darm, die auf das Herz drücken).

Die Kommission E (1985, 1990) des Instituts für Arzneimittelsicherheit bewertete Kardamom gegen unspezifische Beschwerden im Verdauungstrakt positiv. Das ätherische Öl des Kardamom hat neben antibakteriellen und antimykotischen Wirkungen im Tierversuch eine gallebildende Wirkung und es reduziert die Magensaftproduktion. Anwendungsbeschränkungen bestehen bei Gallensteinen, da die Bewegung der Galle verstärkt wird und Gallensteinkoliken ausgelöst werden können.

Zudem wirkt er anregend auf den Kreislauf, krampflösend, bei Husten, gegen Blähungen, bei Menstruationsbeschwerden, Periodenkrämpfe und Wechseljahrsbeschwerden.
Kardamom lindert auch Erkältungsbeschwerden und soll sogar die Stimmung heben. Gekaute Kardamomsamen erfrischen den Atem und wirken hervorragend gegen eine Knoblauch- oder Alkoholfahne.

Folgende Wirkungen wurden für das Pflanzenmaterial von Elettaria oder für isolierte Inhaltsstoffe dokumentiert: bakterienhemmend (Helicobacter pylori: minimale Inhibitionskonzentration (MIC) von 100 microg/ml)1, entzündungshemmend2, vermindert die Magensekretion3, ist magenprotektiv4 und vermindert die Transitzeit durch den Magen-Darm-Trakt5, krampflösend2,6, cholagog7, blutdrucksenkend6, harntreibend6 und sedierend6.

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1 Mahady GB, Pendland SL, Stoia A, et al.
2 al-Zuhair H, el-Sayeh B, Ameen HA, et al.
3 Sakai K, Miyazaki Y, Yamane T, et al.
4 Jamal A, Javed K, Aslam M, et al.
5 Huang YL, Yen GC, Sheu F, et al.
6 Gilani AH, Jabeen Q, Khan AU, et al.
7 Yamahara J, Kimura H, Kobayashi M, et al.

Die getrocknete Arznei wird als Pulver oder Aufgussgetränk dreimal täglich 0,5-2 g verabreicht, als Flüssigextrakt 0,3-2 ml dreimal täglich.

Literatur:
Jeremy Ross: Westliche Heilpflanzen und Chinesische Medizin – Eine klinische Materia Medica, Verlag für Ganzheitliche Medizin Bad Kötzting, 2009
www.heilpflanzen-suchmaschine.de/kardamom/kardamom.shtml
www.gesunde-hausmittel.de/heilpflanzen/kardamom
www.kraeuter-welt.de/tee/kraeutertee/kardamom-tee-chai-tee.html
https://www.kloesterl-apotheke.de/Archiv/Produkte/Tee/Kardamom/Kardamom.php
www.uni-graz.at/~katzer/germ/Elet_car.html#part

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