Beschwerdebilder

Reizdarm

Ein Syndrom, viele Gesichter …

Von Blähungen, Bauchschmerzen, Rumoren im Darm und veränderten Stuhlgewohnheiten wie Verstopfung und Durchfall im Wechsel sind etwa 20 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Im Durchschnitt dauert es 2,7 Jahre bis ein Reizdarmsyndrom erkannt wird, denn einer endgültigen Diagnose gehen oft Jahre der Fehldiagnose und falscher Behandlungen voraus. Am Ende ihrer Odyssee werden die Betroffenen dann mit Begriffen wie funktionelle Darmbeschwerden oder Reizdarmsyndrom konfrontiert und ihnen wird mitgeteilt, dass kein organisches Problem vorliege, ihnen also eigentlich nichts fehle. Gerade dann sind naturheilkundliche Therapieverfahren gefragt und werden von über 50 % der Betroffenen begleitend angewendet.

Was ist das Reizdarmsyndrom?

Der Begriff »Reizdarmsyndrom« wird für funktionelle Darmbeschwerden verwendet, für die keine organische Ursache bekannt ist. Im Grunde genommen ist er nichts anderes als ein Auffangbecken für Symptome, die sich medizinisch nicht erklären lassen.

Welche Beschwerden verursacht ein Reizdarm?

In der Regel verursacht ein Reizdarm nicht täglich Beschwerden, sonders es wechseln sich symptomfreie und symptombelastete Phasen ab. Diese können aber so ausgeprägt sein, dass die Betroffenen in ihrer Lebensqualität und Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt sind. Sie reichen von Durchfall bis hin zu einer trägen Verdauung. Typisch sind insbesondere nach dem Essen quälende Bauchschmerzen, ein aufgeblähter und harter Unterbauch, wodurch die Hose spannt und sich einige wie »schwanger« fühlen, hinzu kommen laute Darmgeräusche, Aufstoßen und unkontrollierte Windabgänge. Der gereizte Darm reagiert, wie der Name schon vermuten lässt, extrem empfindlich auf äußere und innere Reizungen. Daneben können Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Angststörungen oder sogar Depressionen auftreten.

Zahlen und Fakten

  • 20% der Bevölkerung in den Industrienationen leiden mehr oder weniger stark am Reizdarmsyndrom.
  • Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
  • Meist treten die Beschwerden das erste Mal zwischen dem und 30. Lebensjahr auf.
  • Eine Besserung der Beschwerden setzt nach dem Stuhlgang ein.

Zur besseren Einteilung unterschieden Ärzte drei Reizdarmtypen:

  • Typ 1: Das Hauptproblem der Erkrankung ist der Durchfall.
  • Typ 2: Bei diesem Krankheitstyp kommt es überwiegend zu Verstopfung.
  • Typ 3: Erkrankte haben Durchfall und Verstopfung im Wechsel.

Diagnose Reizdarmsyndrom

Trotz gründlicher ärztlicher Untersuchung – Anamnese, Abtasten, Abhören, Stuhlprobe (meist jedoch auf Entzündungsparameter beschränkt), eventuell Ultraschall oder Koloskopie – findet sich keine organische Ursache für die oft starken Verdauungsbeschwerden.

Beim Reizdarm handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose, die anhand folgender Kriterien gestellt wird:

  • Die Bauchbeschwerden (Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten mit Durchfall und Verstopfung) liegen chronisch vor, d. h., sie halten länger als 12 Wochen an.
  • Die Beschwerden beeinträchtigen die Lebensqualität.
  • Andere Krankheitsbilder wie eine Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, die ebenfalls solche oder ähnliche Beschwerden verursachen können, sind ausgeschlossen.

Den Ursachen auf der Spur

Das Reizdarmsyndrom gibt der Wissenschaft nach wie vor Rätsel auf. Bekannt ist, dass die Aufnahme von Nährstoffen in verschiedenen Abschnitten des Dünndarms stattfindet und von Enzymen, dem pH-Wert, den Dünn- und Dickdarmbakterien und dem Zustand der Schleimhaut abhängt. Sind diese Voraussetzungen im Dünndarm nicht optimal, können die Nährstoffe nur unzureichend in die Blutbahn geschleust werden und gelangen in den Dickdarm. Die dort ansässige Mikroorganismen sind mit größeren Nahrungsbestandteilen überfordert, wodurch Gär- und Fäulnisprozesse mit einer Übersensibilität oder Störungen der Darmwand entstehen.

Auch wird über ein verändertes Serotonin-Rezeptor-Gen – einer Überempfindlichkeit des Bauchhirns – diskutiert, das eine Überreizung des Darms auslöst. Dauerhafter Stress, tiefe Trauer und belastende äußere können die Darmtätigkeit irritieren oder beschleunigen.

Eine unausgewogene Ernährung und Stress begünstigen die Reizdarmsymptome, und Bauchschmerzen und -krämpfe verstärken sich. Auf Anhieb sind aber keine organischen oder biochemischen Veränderungen für die Beschwerden erkennbar. Und so heißt oft: Es gibt keine Ursache für Ihre Beschwerden! Wenn Sie jedoch Glück haben, finden Sie eine Gastroenterlogin, die näher hinschaut.

Viele Betroffene geben sich mit symptomatischen Therapieansätzen nicht zufrieden – und das zu Recht! Nicht selten tritt das Reizdarmsyndrom nach einer Infektion und/oder einer Therapie mit Antibiotika auf, welche die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm empfindlich stören kann (postinfektiöses Reizdarmsyndrom). Auch Nahrungsmittelintoleranzen kommen ursächlich für die Beschwerden infrage. Bei Kohlenhydratintoleranzen werden Fruktose oder Laktose im Dünndarm ungenügend aufgespalten und aufgenommen, und so gelangen diese in den Dickdarm. Dort machen sich Dickdarmbakterien darüber her und produzieren Gase, die wiederum Blähungen, Schmerzen im Bauchraum und Stuhlunregelmäßigkeiten verursachen. Ähnlich verhält es sich bei einer Histaminintoleranz, bei der neben Bauchbeschwerden weitere Symptome wie Kopfschmerzen oder Hautausschläge auftreten können.

Verschiedene Behandlungsansätze

Schulmedizin

Eine allgemeingültige Therapie gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt zumeist symptomorientiert und richtet sich nach dem Beschwerdebild. Lebensmittel, die nicht gut vertragen werden, sollen gemieden (häufig sind dies Zwiebeln, Kohlgewächse, Zitrusfrüchte, Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke), allgemeine berufliche und private Stressfaktoren abgebaut und einfach erlernbare Entspannungsübungen praktiziert werden. Manchmal werden auch niedrig dosierte Antidepressiva verschrieben. Gegen die Bauchschmerzen sind krampflösende Mittel wie der rezeptfreie Wirkstoff Butylscopolaminiumbromid (z. B. Buscopan) oder verschreibungspflichtige Medikamente wie Mebeverin oder Nifedipin verfügbar. Gegen Durchfall gibt es Antidiarrhoika wie Loperamid (z. B. Imodium), gegen Verstopfung Laxanzien (Laktulose oder Bisacodyl, z. B. Dulcolax).

Naturheilkunde bei Reizdarmsyndrom

Aus meiner Praxiserfahrung kann ich ganz klar sagen: Ein Reizdarmsyndrom ist ziemlich oft gar keines! Hinter den funktionellen Beschwerden kann sich tatsächlich mehr verbergen. Vielleicht arbeiten Magen, Galle und Bauchspeicheldrüse nicht gut, vielleicht stören Medikamente die Verdauungsleistung oder der Darm ist von Parasiten, Bakterien und Pilzen (Candia, Aspergillus) besiedelt, die dort nicht hingehören. Störungen des Darmmikrobioms sind häufig, ebenso ein Leaky-Gut-Syndrom, eine Kohlenhydrat- oder auch eine Histaminintoleranz.
((Textauszug aus meinem Buch: Chronische Darmkrankheiten natürlich behandeln, AT-Verlag, ISBN 978-3039021666, 272 Seiten))

 

Wenn Sie eine naturheilkundliche Therapie wünschen, kontaktieren Sie mich bitte über das Kontaktformular oder kommen Sie nach telefonischer Vereinbarung bei mir in der Praxis in Weiden in der Bürgermeister-Prechtl-Straße 42 vorbei. Neu: Sie können auch einen online-Beratungstermin vereinbaren!

Zuletzt aktualisiert am 08.07.2024 von Claudia Ritter.

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